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Wampen

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 Luftaufnahme Wampen 1953

Luftaufnahme Wampen 2019

Willkommen in Wampen!

 

Das Dorf kann auf eine lange Geschichte zurück blicken. Noch bevor in Eldena das Kloster gegründet wurde, siedelte man hier. Es ist ein Glücksfall, dass das Dorf zur Versorgung des Klosters und später der Universität Greifswald herangezogen wurde. Dadurch erhielt Wampen eine regionale wirtschaftliche Bedeutung. Diese bewahrte den Ort vor einer vollständigen Verwüstung im 30 jährigen Krieg.  In der Folgezeit war der Ort zudem eine wirtschaftliche Stütze der Universität Greifswald. Heute ist Wampen ein beliebter Wohnort und Naherholungsgebiet.

 

Einwohnerzahlen

 

1618              ca. 100  Einwohner (11 Bauern mit ihren Familien)

1675             ca. 30 Einwohner (sechs Bauern mit Familien, ein Kuhhirt, ein Tagelöhner, ein

                     Schweinehirt, eine Frau)

1888             142 Einwohner

2015             264 Einwohner

Der Name 'Wampen' 

 

Auf Dänisch heißt vand Wasser und pande bedeutet, die Stirn zu bieten. So vermuten Wissenschaftler, dass der Name Wampen, in alten Urkunden auch Vampand oder Wampand aus dem Dänischen abgeleitet werden kann. Schließlich waren es die dänische Fürsten, deren Einflussgebiet vormals bis an die Peene reichte.

Erste Urkunden – Wampen wird Klosterbesitz

 

Wampen wird in Urkunden zur Gründung des Klosters Eldena erstmals erwähnt. Unter Fürst

Jaromar I. (Sitz auf Rügen, Einfluss bis an die Peene) wurde dieses Kloster 1199 gegründet. Nachdem in Dargun das dortige Zisterzienserkloster abgebrannt war, nutzte der Fürst geschickt die Situation, vergrößerte mit der Gründung des Klosters Eldena den Einflussbereich der Kirche in dem damals dünn bevölkerten Landstrich.  Zur Versorgung des Klosters wurden umliegende Orte bestimmt. 

Die damalige Bevölkerung waren slawische Stämme (Volk der Ranen). Nach einer Seeschlacht zwischen dem Dänenkönig Knut I. und dem Pommernherzog Bogislaw I., dem Vater Jaromars I., geriet Pommern 1184 kurze Zeit unter dänische Vorherrschaft, die aktuellen Rügenfürsten wurden dänische Lehensfürsten. Diese nordische Herrschaft dauerte wohl bis 1227. Der Rügenfürst Jaromar I. schenkte 1207 dem Kloster Eldena vier Ortschaften nahe dem Greifswalder Bodden, darunter auch das Dorf Wampen (Wampand), genau wie Leist (Leztnitze) und Kieshof (Kiz) und Hankenhagen (existiert nicht mehr). Dieser Schenkung verdanken wir heute das Wissen, dass Wampen schon vor der Klostergründung von Eldena ein besiedelter Ort mit Dorfstruktur war. Die hier ansässige Bevölkerung musste Abgaben an das neue Kloster entrichten. Im Gegenzug bot das Kloster sicheren Handelsplatz. In Urkunden taucht Wampen nach der Schenkung wieder 1298 auf, als es neu vermessen wird und die Einteilung der landwirtschaftlich genutzten Flächen nach „Hufen “ vorgenommen wird. Bis dahin war Wampen ein Hägerdorf (aus dem Hag - Wald - geschlagene Siedlung). Es wurde mit beginnendem 14. Jahrhundert zu einem Vorwerk für das Kloster Eldena umgewandelt. Die hier siedelnden Bauern waren nicht selbst Eigentümer der Ländereien, sondern bewirtschafteten es als Pacht. Der Grund und Boden selbst gehörte dem Kloster Eldena. Dort wurde bestimmt, wie hoch Abgaben sind und welche handwerklichen oder anderen Dienste in der Landwirtschaft für das Kloster Eldena geleistet werden müssen.

 

Die Insel Koos wurde 1247 aus dem Nachlass von Fürst Barnutas, einem Sohn des Rügenfürsten Jaromar I. und Begründer der Herrschaft Gristow, dem Kloster Eldena gegeben. Das Kloster ließ den Wald (Eichen) auf Koos roden und Vieh weiden. Im 17. Jahrhundert sollen hier Holländer angesiedelt worden sein. 1820 wurde Koos dem Universitätsgut Wampen angeschlossen und von dort aus bewirtschaftet. 1936 kaufte die Luftwaffe die Insel.

 

Verbindung zwischen Greifswalder Patriziern und Wampen

 

Eine Verbindung zwischen Wampen und Greifswald zeigen aufschlussreiche historische Dokumente und Funde. In den Namenslisten berühmter Greifswalder Patrizier stößt man auf den Namen ‚Wampen’.

Mitglieder der Greifswalder Familie ‚de Wampen’  sind bis zum Ende des 15. Jahrhunderts immer wieder in städtischen Schriften zu finden. Selbst eine Amtsperson ist darunter. Hartwich von Wampen war von 1396 bis 1400 Greifswalds Bürgermeister. Einige Jahrzehnte zuvor (1325) schrieb dessen Vorfahre, der Magister Everhard de Wampen, ein medizinisches Lehrgedicht „Spegel der Naturen“, welches bis heute in der Medizingeschichte bewahrt wird. Zu den besonders interessanten Objekten zählt ein Fund auf einem Acker bei Wampen. Dort fand Dr. Jörg Scheel im Zuge einer angemeldeten Metalldetektoruntersuchungen ein Siegel des Everhard de Wampen (siehe Abbildung Nr. 14). 

Der Fund wurde u. a. 2006 von Jörg Ansorge beschrieben: Die Siegelumschrift lautet „EVERHERDI DE WAMPEN“.

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Everhard von (Wampen, so Theodor Pyl  ist noch heute in der ältesten Grabplatte (1361) in der Marienkirche zu erkennen. Beschrieben wurde diese durch Theodor Pyl in seinem Buch zu den Greifswalder Kirchen (1885). Eben dieser Grabstein enthält unter anderem eine Inschrift zum Tod von Maria Letznitze (vielleicht aus Leist – Leztnitze), der Tochter eines Greifswalder Ratsherren. 

Auf einer anderen Grabplatte von 1380, die heute im Turm der Neuenkirchener Kirche steht, ist folgende Inschrift zu lesen:

Anno ˑ d(omi)ni ˑ M° ˑ / ccc° ˑ lxxx° ˑ ina) ˑ die ˑ ascencionis ˑ domini ˑ o(biit) ˑ herman(us) ˑ / de wampen / orateb) ˑ deum ˑ proc) ˑ eo ˑ amen

Übersetzung: 

Im Jahr des Herrn 1380 am Tag der Himmelfahrt des Herrn (3. Mai) starb Hermann von Wampen. Betet zu Gott für ihn. Amen

Grablatte Hermann von Wampen (Quelle - Theodor Pyl, Geschichte Greifswalder Kirchen, 1885)

Die Grabplatte von Hermann stammt wahrscheinlich aus der Eldenaer Klosterkirche und lag noch 1917 auf dem Kirchhof von Neuenkirchen, der Witterung ausgesetzt. Die erhabene Inschrift außen zwischen einfachen Linien ist in einer vertieften Zeile zu erkennen. Im Innenfeld der Grabplatte sieht man das Wappen der Familie Wampen. Insgesamt existieren 9 Grabplatten, auf denen Familienangehörigen von Wampen gedacht wird. Diese befinden sich in der Marienkirche und in der Nikolaikirche von Greifswald, sowie in der Kirche von Neuenkirchen.

 

Im 14. und 15. Jahrhundert war es noch nicht üblich, sich zum Rufnamen einen weiteren Namen zu zulegen. Lediglich besondere Persönlichkeiten hatten diesen Zunamen. Um Verwechslungen zu vermeiden, wurde mit steigender Bevölkerungszahl in den Städten ein Zusatzname verwendet. Neben Berufen wurden recht früh die Wohnstatt oder die Herkunft als namensgebend gewählt.

Damit ist die Annahme begründet, dass der erwähnte Greifswalder Bürgermeister aus Wampen stammte. Erhärtet wird diese Annahme durch einen Historiker „Der außergewöhnliche Fund des Siegelstempels des Everhard von Wampen am Rand des Dorfes, das der Familie den Namen gab und seit 1207 durch eine Schenkung des Rügenfürsten Jaromar I. dem Kloster Eldena gehörte, führt uns zurück in das 13. Jahrhundert und an den Ursprungsort der Familie von Wampen, an dem sie bis ins 15. Jahrhundert begütert war,“ heißt es in einer wissenschaftlichen Auswertung dieser historischen Quelle. Die drei nach links schauenden Eichhörnchen des modernen Wappens der Gemeinde Neuenkirchen gehen auf diese alten Wappen zurück. 

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Gründung der Universität Greifswald und ihre Auswirkung auf Wampen

 

Mit der Gründung der Universität Greifswald 1456 änderten sich die Pachtverhältnisse in Wampen. Stiftungsgründer Bogislav IX. verfügte, dass unter anderem die Orte Wampen, Leist, Henekenhagen und Kieshof in Universitätsbesitz übergehen. Die hier lebenden Bauern entrichteten nun ihre Abgaben an die Universität Greifswald. In den Akten wird akribisch aufgeführt, wer welche Abgaben im Jahr leistete.

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Ab  dem 17. Jahrhundert finden sich sorgfältige Aufzeichnungen im Procuraturregister, wie das nebenstehende Beispiel zeigt.

 Für die Bauern in Wampen gab es mit der Gründung der Universität Greifswald wohl eine längere Zeit steigender Last: Sie mussten an das zuständige Amt in Eldena Kirchensteuern entrichten und die Professoren der Universität versorgen. Seit 1558 gingen die meisten Erträge (rund 90 %) von Wampener Bauern an die Universität Greifswald. Im Laufe des folgenden Jahrhunderts erhielt die Universität umfangreiche Landgaben. So fielen unter anderem nach Beendigung des dreißigjährigen Krieges die Ländereien aus dem Besitz des Klosters Eldena an die Greifswalder Universität. Sie ist heute als eine Anstalt des öffentlichen Rechts trotz Enteignung nach 1945 eine der landreichsten Universitäten in Deutschland. Nach der deutschen Einigung 1990 erhielt sie einen großen Teil ihres Eigentums zurück.

Ausgenommen von der Rückübertragung waren lediglich Grundstücke, die zuvor an Privatpersonen übertragen worden waren .

Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf die Pachtverhältnisse

 

Vom 16. bis zum beginnenden 18. Jahrhundert arbeiteten Pachtbauern für die Universität mal mehr, mal weniger klaglos zusammen. In den gut geführten Procuraturregistern der Universität Greifswald wird Jahr um Jahr die erhaltene Pacht notiert, samt Namen des jeweiligen Pachtbauern. Die akzeptierten Pachtvereinbarungen wurden in der Folgezeit hin und wieder unterlaufen.

 

Vorhandene Spannungen zwischen Universität und Pachtbauern verdeutlicht zum Beispiel  ein Gerichtsverfahren des Greifswalder Stadtniedergerichtes (1743 bis 1745). Darin ging es um Wampener Bauern, die das königliche Verbot, mit Holz zu handeln, im Wampener Hafen unterlaufen haben sollen. Neben der eigentlichen Klage erfahren wir heute, dass der Ort zumindest eine Bootsanlegestelle, eine Art Hafen besaß. Hier landeten offenbar Flöße, die Bauholz zwischen Greifswald und Stralsund transportierten. Allerdings beschreiben die Schwedischen Matrikelkarten um 1700 diesen noch nicht, sondern vermerken lediglich, dass von Wampen aus kein Fischfang betrieben werde. 

Ab und an beschwert sich das  Konzil der Universität über mangelnde Abgabenhöhe und über Pachtbauern, die aus vielerlei Gründen ihren Verpflichtungen nicht nachkommen. So werden seitens der Bauern Missernten, Hochwasser oder Krankheit als Grund angegeben, um der Abgabenlast zu entkommen.  

 

Das Konzil der Universität müht sich indes, kontinuierlich Leistungen aus Wampen zu erhalten. Der Dreißigjährige Krieg hinterließ jedoch auch in diesem Dorf tiefe Spuren. Von ehemals 11 Vollbauern verschwanden zwischen 1633 und 1637 die Hälfte. Durch kaiserliche Einquartierungen, eine höhere Abgabenlast und teilweise Plünderungen lag manch ein Bauernhof brach, die Einwohnerzahl sank. Aufgegebene Bauernhöfe waren nach dem Dreißigjährigen Krieg an der Tagesordnung. Die unbewirtschafteten Flächen wurden vom Eigentümer - der Greifswalder Universität - in einem Ackerwerk zusammengefasst und verpachtet. 1646 gab es dafür einen ersten Pächter - Jochim Edling, der Ackerwerk in Wampen für 15 Jahre bewirtschaftete. Es wurde durch das Konzil auch ein Versuch unternommen, neben Pachtbauern selbstständige Bauern anzusiedeln. 1673 wurden zwei Bauern auf drei Jahre frei gemacht und erhalten Ackerland gegen jährliche Dienst- und Ackersteuer, Küstergebühren etc. In den folgenden Jahren wurden die Höfe mehr schlecht als recht bewirtschaftet. Es gab Unstimmigkeiten, was der von der Universität eingesetzte Gutsherr leisten muss, zum Beispiel, wer Bauholz zum Instand halten der Häuser zur Verfügung stellt und Streit über die Höhe der Abgaben der Pachtbauern an die Universität. 

Die Pachtsituation wurde in Wampen im Laufe des 17. Jahrhunderts versuchsweise wieder verändert. Man wollte sich nicht mehr mit jedem Pachtbauern einzeln auseinandersetzen. Wurden bis dahin immer direkte Pachtverträge zwischen Universität und Pachtbauer geschlossen, ging man zu einem anderen Prinzip über. Anfangs wurden drei noch in Wampen verbliebenen Bauern per Anweisung in den Dienst von Jochim Edling gestellt. Zwei wurden nach Leist umgesiedelt, da dort fünf von insgesamt sieben Höfen wüst, d.h.  nicht bewirtschaftet waren. Doch die Klagen aus Wampen wurden dennoch nicht weniger. Die Pachtbauern beschwerten sich über Frondienste und über „Ackerdiebstahl“ des Jochim Edling. Der ändere die Ackergrenzen nach jedem Pflügen zu seinen Gunsten, so die Beschwerden.  Edlings Vertrag lief nach 15 Jahren aus und wurde nicht verlängert. Nach diesem missglückten Versuch wurden die Höfe wieder einzeln verpachtet, so dass jeder  Bauer des Dorfes ein Sechstel der Wampener Ackerflächen erhielt und 140 fl (Florentiner/ Gulden) im Jahr an die Universität bezahlen musste. Ausserdem mussten die Pächter den Küster bezahlen. In der Beschreibung zu den Schwedischen Matrikelkarten wird allerdings um 1700 von 70 Rtlr (Reichsthaler) Pacht geschrieben.

Wampen im 18. Jahrhundert in den schwedischen Matrikelkarten

 

Pommern war lange Zeit schwedisch. Diese Periode Begann mit dem Eingreifen des Schwedischen Reiches in den Dreißigjährigen Krieg ab 1630 und endete spätestens mit dem Kieler Frieden 1814. Aus den zwischen 1692 und 1709 erstellten Flurkarten und Akten geht hervor, dass zum universitären Besitz auch Wampen über 900 ha Land gehörte. In diesen schwedischen Matrikelkarten über Wampen und den Koos sind alle Hofstellen und die Namen der Einwohner aufgeführt. Darin heißt es:

 

Beschreibung des Bauerndorfes Wampen

(laut Urkarte vermessen von Abraham Hesselgreen)

Dieses Dorf gehört zum Amt Eldena und liegt im Kirchspiel Neuenkirchen eine halbe Meile nordöstlich der Stadt Greifswald. In diesem Dorf haben in kaiserlichen Zeiten (Dreißigjähriger Krieg 1618 – 1648)  elf Bauern gelebt, vor dem letzten Brandenburgischen Krieg (1675 – 1679)  waren hier noch ein Pächter und drei Bauern übrig, doch nun seit 22 Jahren leben hier nur fünf Bauern. Im letzten Jahr wurden ihre Besitzungen in sechs gleiche Stücke aufgeteilt und ein sechster Bauer eingesetzt. Nun wohnen hier sechs, nämlich:
Jeder der Bauern besitzt drei Landhufen und 20 Morgen zum Bewirtschaften und zahlt dafür 70 Rtlr. an Pacht, macht zusammen 420 Rtlr. Doch als noch die fünf hier allein lebten, war es insgesamt nicht so viel.

1 . Casten Resbek, Schulze (Vorsteher im Sinne eines Bürgermeisters mit geringen rechtlichen Befugnissen)

2 . Jocom Bidemeg, Bauer
3 . Petter Marckward, Bauer
4 . Jacob Witt, Bauer
5 . Claus Witt, Bauer 
6 . Jacob Witt, Bauer 

7 . eine Frau, die Bidemeg heißt, bei ihr wohnt der Tagelöhner Hans Buslag
8 . Tomas Breg, Kuhhirt, hat seine Frau bei sich, die Dorte Langhagens heißt, kein Vieh
9 . Jocom Hass, Schweinehirt
Alle diese sind untertänig, außer dem Kuhhirten und Hans Buslag.
Dieses Dorf grenzt im Süden an Neuenkirchen und Ladebow, westlich an Leist und Neuenkirchen, im Norden und Osten an die Koser See und die Dänische Wiek.

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Wampen in der Schwedische Matrikelkarte von ca. 1700 (Landesarchiv Greifswald Rep. 6a Nr. B III 37).

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Auszug aus Schwedische Matrikelkarte - Die Höfe befinden sich beidseits des Vorfluters

(Landesarchiv Greifswald Rep. 6a Nr. B III 37).

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Auszug aus Schwedische Matrikelkarte und Wampen heute - eine Überblendung (Landesarchiv Greifswald Rep. 6a Nr. B III 37).

 

Wampen wird ein Ackerwerk - das Gut entsteht

 

Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Wampen in ein Ackerwerk umgewandelt, alles Land wird einem Pächter zum Bewirtschafteten gegeben. 1799 wird in im entsprechenden Prokuraturregister von Reparaturen berichtet, die auf dem Gut Wampen anstehen. Im 19. Jahrhundert wird immer wieder vom Vorwerk Wampen oder von der Meierei Wampen geschrieben. 1854 hatte das Vorwerk Wampen 7 Wohnhäuser, 140 Einwohner, 1888 zählte der Ort 16 Wohnhäuser mit insgesamt 142 Einwohner.

In den Landarbeiterhäusern in der heutigen Straße „Am Riff“ waren bis zur Bodenreform nach 1945 jeweils vier Familien der Landarbeiter mit ihren Kindern untergebracht. Jede Familie hatte einen kleinen Stall zur Verfügung für eine Kuh, eventuell ein Schwein. Sie bekamen das Futter dafür vom Gutsverwalter, das sie sich aber erarbeiten mussten. 

In den ersten Jahrzehnten des 20.Jahrhunderts erlebte Wampen einen wirtschaftlichen Aufschwung. Rund um das Gut Wampen wurden in den 1920er Jahren neue Wirtschaftsgebäude errichtet, eines steht heute noch am Ende des Dorfes Richtung Leist, verziert mit der Jahreszahl 1924. Die Feldbahn wurde nach langem Hin und Her endlich gebaut und verband das Gut Wampen mit Greifswald. Außerdem wurden neue Zugmaschinen angeschafft: Dampfbetriebene riesige Fahrzeuge, die auf Eisenrädern auf die Äcker rollten und zwischen zwei Maschinen sechs Pflugschare an einem straff gespannten Stahlseil hin und her zogen.

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Älteste Fotografie vom Gutshaus, ca 1900 

Gutspächter von Wampen

 

Nach 1777 wurden in Wampen regelmäßig Gutspächter eingesetzt. Diese waren der Universität Greifswald gegenüber zu Abgaben verpflichtet. Der Gutspächter wiederum bewirtschaftete das Gut mit Hilfe von Landarbeitern und verpachtete seinerseits einige Flächen an Pachtbauern, die dem Gutspächter verpflichtet waren.

 

Einige Pächterfamilien:

 

Jochim Edling 1647 (15 Jahre) 

Familie Nürenberg ab 1777

Familie Schade 1784

Ritter von Thun 1798 bis 1814

Familie Asmus ca. 1825

Oberamtmann Theodor Asmus sen. und Frau Caroline Asmus ca. 1851 bis 1872

Theodor Asmus jun. ca. 1874

Johannes Asmus 1892 bis 1910

Paul Sartig ca. 1910 bis 1918

Otto Wendt 1918 bis 1930

Günther Harms und Frau Charlotte Harms 1930 bis 1948 (1945)

 

Die Pachtverträge wurde nicht selten über einen Zeitraum von 18 Jahren geschlossen. In den Universitätsakten konnte kein genaues Datum gefunden werden, wann das heute noch stehende Gutshaus errichtet wurde. Als hilfreich erwies sich eine Bestandsaufnahme von Wampen und Koos, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts vorgenommen wurde. In den Archivakten der Universität zwischen 1818 und 1836 ist eine Inventarisierung von Wampen und Koos zu finden:

 

In Wampen werden ein Wohnhaus (wahrscheinlich Haus des Universitätspächters), Scheune, Viehhaus, Wagenschauer, Schafstall, Haferscheune, Pferdestall, Backhaus, Holländerhaus, Schäferkaten, sechs Wohnungskaten und Katen aufgeführt.

 

Für Koos, die Insel gehört seit 1820 zum Gut Wampen, wurde die folgende Ausstattung benannt: Wohnhaus, Katen, Viehstall, Scheune, Brunnen, Backofen, Befriedung und Bäume.

Auf einer Postkarte (gedruckt ca. 1900) ist das Gut Wampen abgelichtet. Sie zeigt ein Wohngebäude flankiert links und rechts von Wirtschaftsbauten. Das Gutshaus ist mit einem großen Dach mit Fledermausgauben versehen, ein üppiges Eingangsportal wird optisch vergrößert durch einen darüber befindlichen Erkergiebel im Dachgeschoß. Das Haus steht ganz ähnlich heute noch so da. Diese Postkarte schrieb Helmut Sartig an einen Freund, während er selbst an Ziegenpeter erkrankt das Bett hütet: 

Was macht Lawizky ? / Ich weiß nicht, ob es sich so schreibt/ Bitte grüße ihn, Dein Freund Helmut Sartig.
Wir wohnen hier.
Lieber Fritz!
Ich wünsche Dir ein recht fröhliches neues Jahr. Hier ist unser neuer Wohnsitz, wie gefällt er Dir. Hoffentlich bist Du gesund. Ich habe augenblicklich Ziegenpeter.
Bitte schreibe mir mal.

 

Der vorherige Pächter Theodor Asmus jun. hatte die Idee, das Gut mit einem Schienenstrang bis nach Greifswald zu verbinden. Tatsächlich umgesetzt wurde dieses Vorhaben weder von ihm noch unter dem nachfolgenden Gutspächter Pauls Sartig, sondern unter dem Pächter Otto Wendt. In die Pachtzeit von Otto Wendt fiel auch die bauliche Erweiterung der Gutsanlage. Mindestens zwei große Wirtschaftsgebäude entstanden. Eines befindet sich heute noch in gutem Zustand am Koppelweg, ein  weiteres in der Strandstraße 1. Letzteres blieb bis heute nur in Teilen erhalten und ist heute Wohngebäude. Es war als eingeschoßiger Stall errichtet worden und wurde unter Pächter Harms aufgestockt. 

Pächter Otto Wendt (ca. 1918 bis 1930) hatte keine einfachen Jahre. Es war kurz nach dem ersten Weltkrieg, politisch die Zeit der Weimarer Republik. Erst 1926 war die Wirtschaftskraft von Deutschland wieder auf dem Niveau von 1914. 1929 brach mit einem Börsencrash eine Weltwirtschaftskrise aus. Die Inflation traf jeden. 

In einer Notiz des Norddeutschen Landwirtschaftlichen Rechnungsbüros in Stralsund  heißt es, Günther Harms pachtete das Gut Wampen aus einer Konkurssituation des vorherigen Pächters. 

Im Nachlass der letzten Pächterin Charlotte Harms wird die ökonomische Situation des Gutes ausführlich in Listen für Versicherungen und privaten Inventarlisten dokumentiert. Charlotte Harms wurde durch den unverhofften Tod ihres Mannes 1935 Witwe und blieb bis Mai 1945 in Wampen, wohnte, lebte, arbeitete hier. In Bestandslisten von 1935 und 1940 wird das Gut beschrieben.  Es gab unter anderem 51 Pferde und Fohlen, 35 Schafe und Lämmer, 204 Schweine, 241 Milchkühe, 3600 Meter Feldbahngleise mit 18 Feldbahnloren, einer Schublore und vier Kipploren.

Die nachfolgenden Fotos zum Gut Wampen stammen bis auf eines aus dem Archiv der Universität Greifswald (OAI-PMH, Signatur K 6077, Bd. 1-5). Sämtliche Nachweise wurden am 04.06.2013 von Herrn Stephan Harms, einem Enkel von Charlotte Harms, dem Universitätsarchiv zur dauerhaften Aufbewahrung übergeben.

Das Gut muss die Insel Koos abgeben

1936 verliert die Universität und damit auch das Gut die Insel Koos. Alle Beteiligten müssen einem Verkauf an das Reichsluftfahrtministerium zustimmen. Die Insel soll Platz bieten, um Bombenabwürfe zu proben. Im benachbarten Ladebow war ein Militärflugplatz entstanden. In diesem Geschäft erhielt die Universität Geld und Wampen erhielt als Kompensation einen Jungviehstall für 60 Tiere und neue Brunnen. Der Stall wurde 1996 abgerissen. 

In einem Schreiben wird der Reichsminister Luftfahrt angewiesen, 293.213 RM minus 20.000 RM für einen Jungviehstall zu zahlen. Die Stadtsparkasse Greifswald bestätigt den Eingang des Geldes qm 24.10.1936. Eine Grundbuchänderung wird vorgenommen. Aus dem amtlichen Briefwechsel wird deutlich, dass der Koos bis dahin erfolgreich bewirtschaftet worden war. Es waren 650 Morgen bestes Ackerland, auf dem im Jahr 4000 Zentner Getreide geerntet wurden und wo im Durchschnitt 130 Jungtiere weideten. Dort gab es zwei Ställe, einen für Kühe und einen für Pferde, es gab eine Schmiede, ein Schnitterhaus für drei Familien und einen Maschinenschuppen. Die Insel war von Gräben durchzogen. Nach dem Verkauf der Insel wurden die drei Schnitterfamilien vorrübergehend in der Schule von Leist untergebracht.

 

Ältere Wampener Bürger erinnern sich daran, dass auf den Wiesen Richtung Koos ein sogenannten Ablenkungsflugplatz aufgebaut wurde, mit Leitfeuer und einer angedeuteten Landebahn. Es müssen bei Koos auch Bomben gefallen sein. Denn neben der historischen Furt gab es nach 1945 tiefe Kraterlöcher im Wasser.

Wampen zum Ende des II. Weltkrieges

 

Im Schriftwechsel mit dem Norddeutschen Landwirtschaftlichen Rechnungsbüro ist der Hinweis zu finden, dass Charlotte Harms im Frühjahr 1945 wegen der heranrückenden Front  eine Inventarisierung des Gutes vornehmen solle. Dieses erfolgte dann handschriftlich auf einem Block karierten Papier.

Im Wesentlichen ähnelt der Tier- und Maschinenbestand dem von 1935. Interessant ist zu lesen, dass es zu dem Schienenstrang der Feldbahn auch ein Lokomobil gegeben haben muss. Das ist eine kleine Dampflok auf Eisenrädern.  Wofür dieses eingesetzt wurde, ist auf einem Foto dargestellt. 

Frau Harms verließ das Gut im Mai und wohnte bis September 1945 in Greifswald und fuhr zum Arbeiten immer nach Wampen. Das Gutshaus selbst war für die Sommermonate von russischen Truppen besetzt und wurde dann von Flüchtlingen genutzt. Von September 1945 bis April 1946 lebte Frau Harms im Gut, bevor sie dieses im Zuge der  Bodenreform mit einigen Koffern verließ und auf der Insel Usedom in Zinnowitz eine Bleibe fand.

 

Wampen zwischen Kriegsende und Bodenreform 

 

Frau Harms hatte das Gut vor den heranrückenden russischen Truppen verlassen und in Greifswald in der Arndtstraße Unterkunft gefunden. In einem Plakat vom 07. Mai 1945 – also vor dem offiziellen Ende des 2. Weltkrieges und rund eine Woche nach der kampflosen Übergabe von Greifswald -  wird vom Bürgermeister von Greifswald das Gut Wampen als wichtig eingestuft.

 

In einem Schreiben vom  07. Mai 1945 wird Frau Harms vom Rat der Stadt Greifswald aufgefordert, ihren Anteil an der Versorgung der Bevölkerung zu leisten und Milch zu liefern. Darauf antwortet Frau Harms, sie würde die Milchlieferung sofort wieder aufnehmen, wenn Pferde zum Transport zur Verfügung stünden. Auf den Inventarlisten vom Frühjahr 1945 waren noch 56 Pferde aufgeführt, je über 200 Schweine und Kühe. Wenige Wochen später scheint der Ort von Tieren leergefegt. Die ehemalige Gutspächterin Charlotte Harms durfte das Gut vorerst nur zur Arbeit betreten und erhielt dafür einen in deutscher und russischer Schrift ausgefertigten Passierschein.

 

Auf dem Gut wurde weiter gearbeitet. Frau Harms führte weiter die Geschäfte. Im Nachlass findet sich eine  handschriftlichen Liste mit Namen und Lohn. Alte Wampener Familiennamen liest man dort. Mit der Ankündigung der Bodenreform im Frühjahr 1946 verließ sie Wampen endgültig. Zu ihrem genehmigten Gepäck gehörten fünf Koffer mit Haushaltsgegenständen und einigen Bildern.

Schule und Kindergarten in Wampen 

 

In Wampen gab es zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Nebenschule, als Außenstelle von Neuenkirchen. 1827 wird die Nebenschule Wampen in den Provinzialkalendern von Vorpommern erfasst. Später werden Namen von Lehrern aufgeführt, so 1839 der Name M. Schoof sowie die Lehrer Flor und Bredow.

 

In Erinnerung der älteren Bewohner von heute ist das Haus Am Riff 31 mit seinem hohen Reet gedeckten Dach. Das Haus war bis 1937 Schulhaus. Unter dem großen Walnussbaum, der seine Krone in den Himmel reckt, wurde Sport getrieben. 

Hier lernte E. K. aus Wampen (Name bekannt) in der ersten und zweiten Klasse das ABC. Es gab einen Raum für die Klassen eins bis acht, mit 23 oder 24 Kindern. Anfangs mit Schiefertafel, nach einem halben Jahr in einem linierten Heft brachte ihnen Lehrer Butzlaff das Schreiben und Rechnen bei. Ab 1938 mussten die Schüler des Dorfes zum Ende der zweiten Klasse den Weg nach Neuenkirchen gehen. Die Wampener Schule wurde geschlossen, der Lehrer wurde zum Militär eingezogen. In Neuenkirchen lernte der heute 85 -Jährige in dem Fachwerkhaus hinter dem ehemaligen Blumenladen in der Theodor-Körner-Straße bis zur vierten Klasse. Die Klassen fünf bis acht waren im  ehemaligen Küsterhaus, dem heutigen Wohnhaus des Pastors, untergebracht. 

 

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Lehrer Müggenburg mit seinen Schülern vor dem Gutshaus. Das Bild entstand vor 1950, nach diesem Jahr arbeitete der Lehrer nicht mehr in Wampen

Nach dem Krieg war Lernen in der Schule geprägt von großem Organisationstalent. Unterrichtet wurde, wo Platz war: Von 1945 bis 1955 wurde im Wampener Gutshaus unterrichtet, allerdings lernten die Kinder der ersten und zweiten Klasse  von 1945 bis 1948 im alten Wampener Schulhaus, Am Riff 31.

Die größeren Kinder mussten in Neuenkirchen unterrichtet werden. Klasse fünf lernte dort im heutigen Dienstzimmer des Pastors, Klasse 6 bis 10 im Gutshaus von Neuenkirchen. Wer etwas Geld hatte,

konnte Ende 1950 den Schulbus von Wampen nach Neuenkirchen nutzen. Eine Fahrt kostete 25 Pfennige.  Es gab allerdings genügend Kinder, die den Weg zur und von der Schule in Neuenkirchen jeden Tag und bei jedem Wetter zu Fuß und teilweise in Holzpatinen meisterten.

Wichtig war auch die tägliche Verköstigung der Kinder. Neben Griffel, Schiefertafel und Schwamm (direkt nach dem Krieg) wurde eine größere Blechtasse in die Schule mitgenommen. In einer großen Pause erhielten alle Kinder vormittags warme Grießsuppe, erinnert sich Frau Grauert (geb. Griesbach) noch heute. Im rechten Gutshausteil befand sich eine Lehrerwohnung und unter dem Dach wohnte der Direktor Hempel, erzählt sie. An die Lehrerin Klehn erinnert Frau Grauert sich gern. Bei ihr durften die Kinder des Dorfes am Sonntag „Meister Nadelöhr“ sehen.

Der Kindergarten allerdings war bis zur Wende im Gutshaus in Betrieb. Viele Kindertage mit kleinen Geschenken sind den älteren Wampener Einwohnern in Erinnerung. Diese Geschenke wurden von den Eltern eingepackt und in die Holzveranda des Gutshauses gelegt. Diese befand sich an der rückwärtigen Seite. Kinder mit kleinen Geschenken schämten sich nicht selten vor ihren Spielkameraden, die größere Geschenke von ihren Eltern bekamen. Vor dem Gutshaus stand ein kleines Karussell aus Stahl mit vier Sitzen. Bei einem allzu ausgelassenen Spiel  verletzte sich ein Kind schwer am Kopf, das Karussell wurde daraufhin 1964 abgebaut. Für leckeres Essen für die Knirpse sorgte Köchin Emma Bugenhagen, Tante Marianne spielte mit den Kindern, bastelte mit ihnen und tröstete jeden, der traurig war. Und alle verkleideten sich, um jedes Jahr gemeinsam Fasching zu feiern.

Bodenreform

 

Nach dem Einmarsch der russischen Armee wurde im Gutshaus für einige Wochen ein russischer Offizier einquartiert, der in den Monaten bis Oktober 1946 die Verlosung des Bodenreformlands beaufsichtigte. Manfred Muttschall erinnert sich daran, wie er mit anderen gleichaltrigen Kindern Freude daran hatte, auf dem frei laufenden Schimmel des Offiziers ohne Sattel zu reiten. Das ließ sich das Pferd gut gefallen. Allerdings wurde jeder von seinem Rücken geworfen, wenn der russische Offizier aus dem Gutshaus nach dem Tier pfiff oder es mit einem Pistolenschuss rief. Dann galoppierte dieses so rasch es ging zu seinem Herrn und die Jungs rieben sich den Hintern vom plötzlichen unsanften Sturz.

Nach dem Kriegsende kamen auch in Wampen viele Menschen an, die aus den östlichen Teilen des ehemaligen Deutschen Reiches geflohen waren. Sie hatten alles verloren und rangen um einen neuen Lebensanfang. 

Unter dem Slogan ‚Junkerhand in  Bauernland“ wurden nach 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone über 3,3 Mio. Hektar Land beschlagnahmt und in einen Bodenfonds überführt. 

"Wir rufen alle auf, zu helfen, dass aus dem junkerlichen Mecklenburg-Vorpommern ein Land der Demokratie, ein Mecklenburg-Vorpommern freier Bauern wird, wo die Bauern und nicht mehr die Junker die Nutznießer des Bodens sind." So las man auf zahllosen Flugblättern im Herbst 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), die für die geplante Bodenreform werben. Die Reform sieht vor, sämtliche Landwirtschaftsbetriebe über 100 Hektar sowie alle Betriebe von Nazis und Kriegsverbrechern entschädigungslos zu enteignen. Der frei werdende Grundbesitz soll zunächst einem Bodenfonds übertragen werden, der das Land in Flächen von fünf bis zehn Hektar aufteilt und an Neubauern vergibt. Anwärter hierfür gibt es genug, heißt es unter anderem auf der Internetseite zur Geschichte der Bodenreform beim NDR.

Es war offenbar üblich, dass sich die Neuankömmlinge von Greifswald aus in den Dörfern rund um die Stadt umschauten und sich um Bodenreformland bewarben. 10 Hektar Land gab es für einen Neubauern, das war auch in Wampen so.

Einen guten Eindruck über die Siedlungsstruktur von Wampen nach der  Bodenreform gibt ein Bild von 1953 mit den kleinen Feldern.  

 

Eine der ersten Siedlerfamilien nach 1945 erinnert sich. In mehreren Gesprächen erzählt das Ehepaar, wie schwierig es damals war. In Greifswald angekommen, versuchten sie ihr Glück zuerst in Dersekow. Aber dort kamen die Neuankömmlinge zu spät. Es war kein Land mehr zu vergeben.

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Wampen 1953 mit der kleinteiligen Feldern.

07-W-Ki-16 Flurkarte Wampen Auszug1954.j

Richtung Greifswalder Bodden

Richtung Neuenkirchen

Richtung Klärwerk

Richtung Leist

Flurkarte Wampen 1954, Auszug .

07-W-Ki-16 Flurkarte Wampen 1954 Fußzeil

Mit der Zusicherung einer Neubauernstelle zog die junge Familie aus Ostpreußen schließlich nach Wampen. Nur, kein leeres Haus wartete auf sie, kaum gab es eine trockene, überdachte und vielleicht beheizbare Unterkunft. Eine vorübergehende Bleibe bot sich unter dem Dach eines der Wirtschaftshäuser des Gutes an, ein kühler Ort, mit einem nicht weiter isolierten Teerdach. 

 

Schließlich wurden die verbliebenen 20 Kühe aus dem Gut verlost. Das lief nach den Erinnerungen von Manfred Muttschall ganz unaufgeregt ab und war innerhalb einer halben Stunde Geschichte: Die Jungs liefen durchs Dorf und riefen die Eltern, sie sollten zum Gutshaus zusammenkommen, „es werden Kühe verlost“. Auf einem Zettel war je ein Name einer zukünftigen Neusiedlerfamilie notiert, die kamen in einen Topf und eine Kuh wurde vorgeführt und ein Zettel gegriffen. So erfolgte der Eigentumsübergang. Diese Kuh musste Milch geben, kalben und auch Spanndienste leisten. 

Später wurden die vier Landarbeiterhäuser neu aufgeteilt, je zwei Familien bewohnten fortan ein Haus. Das neu zugewiesene Land befand sich teilweise direkt am Haus, teilweise auch in der Umgebung des Dorfes. 

Alle Gebäude des Gutes Wampen wurden mit Flüchtlingsfamilien belegt. Das Gutshaus selbst war vom Keller bis unter das Dach voll mit hier gerade angekommenen Menschen, erschöpft und voller Hoffnung auf eine friedliche Zukunft. Ganze Familien lebten auf engstem Raum, oft nur in einem Zimmer. Im Wirtschaftshaus (links vom Gutshaus steht heute nicht mehr) des Gutes wohnten zeitweise fünf Familien.

Die sogenannten Neusiedler waren Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten und auch bis dahin landlose Bevölkerung. Durch die Bodenreform erhielten diese Land zugewiesen. Unbesehen, wie gut und ertragreich der Boden war, bildete dieser Grund und Boden die Lebensgrundlage für alle Neubauern. Fraglich ist, ob 10 Hektar Land ausreichen, um eine Familie zu ernähren oder ob eine Kollektivierung nach russischem Vorbild schon damals vorausgesehen wurde.

Die Straße  bei den Landarbeiterhäusern bis zum ehemaligen Schulhaus war Landweg, der damals zwischen Wohnstatt und Vorfluter verlief. Der im Katasteramt eingetragene Weg, aus dem später die Straße Am Riff wurde, war ein Wirtschaftsweg, um hinter den Gärten die Ackerflächen zu erreichen. 

Charlotte Harms zag mit Durchführung der Bodenreform Im April 1946 aus Wampen weg. Für die ehemaligen Landarbeiter des Gutes wird es sicherlich eine besondere Situation gewesen sein, plötzlich von der ehemaligen Herrin das Land zu erhalten. 

 

Die nach und nach angeschafften Milchkühe der Neubauern wurden anfangs im alten Kuhstall der Gutes untergebracht und zum Grasen auf die Wiesen Richtung Koos getrieben und dort gehütet. Jeden Tag war eine andere Neubauernfamilie dafür verantwortlich.

 

Vier Landarbeiterhäuser in Wampen, Bestandsaufnahme heute:

Am Riff Nr. 1 und 5            jeweils ein Doppelhaushälfte stehen heute noch, aber umgebaut

Am Riff Nr. 7 und 9           die linke Haushälfte steht, die rechte Haushälfte wurde abgerissen und

                                          der Stall (1958 errichtet) zum Wohnhaus umgebaut

Am Riff Nr. 19                    rechte Haushälfte alte Struktur, linke Haushälfte abgerissen und

                                          durch Neubau ersetzt

Am Riff Nr. 21                     vollständig erhaltenes Landarbeiterhaus mit tlw. veränderten 

                                          Fenstern und altem Stall auf der Rückseite

 

Die zum Gutshaus gehörende Feldbahn existiert heute nicht mehr. In einer Notiz vom 04. November 1948 im Neuen Deutschland wird sie allerdings erwähnt. „Den Bau einer sieben Kilometer langen Feldbahn von dem Neubauerndorf Wampen nach Greifswald hat die FDJ-Gruppe des Neubauerndorfes begonnen. Mit der Bahn sollen in erster Linie die in Wampen geernteten Nahrungsmittel nach Greifswald transportiert werden.“ Wie lange diese Bahn benutzt wurde, ist nicht bekannt, die Gleise wurden 1959 mit dem Bau der Dorfstraße nach Neuenkirchen abgebaut. Einige Gleisstücke haben heute noch als Deckenbalken in dem einen oder andern Schuppen Verwendung. 

 

In der Zeit von 1945 bis 1955 siedelten nach Erinnerungen einiger Familien in Wampen 49 Neubauern unter schwierigsten Bedingungen. Neben den alten Landarbeiterhäusern die zum Gutsbesitz gehörten in der Straße Am Riff, haben einige Häuser aus dieser Zeit bis heute überdauert, relativ gut zu erkennen an der Hausform, den Fenstern, dem Dachüberstand. In der Strandstraße sind das unter anderem die Hausnummern 2, 3, 6, 9, 14, 22 (siehe Foto GAJA, 1953). In den Fundamenten sollen viele der Granitsteine verwendet worden sein, die vordem in den Mauern zum Angrenzen der Misthaufen der Gutsställe zu sehen waren, wie alte Fotos des Digitalen Gedächtnis zeigen.

Aus Steinen von Gebäuden des alten Ladebower Flugplatzes wurden Ende 1950 Rinderoffenställe nach russischem Vorbild errichtet. Die Kühe froren im Winter jämmerlich, viele gingen ein. Nach einer Experimentierphase von ca. 6 Jahren wurden die Ställe komplett gemauert.  

 

LPG und Kollektivierung

 

Alle Arbeiten zum Befestigen des Beginns der Straße Am Riff (damals Strandstraße) erfolgten von Bauern des LPG Typs 1, die stolz und fleißig wirtschafteten. Dieser Zusammenschluss der Neusiedlerbauern war sinnvoll, wer wollte und musste konnte so seine eigenen Felder mit einem gemeinsamen Maschinenpark bestellen. 

Die Bezahlung für allgemeine Arbeiten im Dorf erfolgte nach Aufzeichnungen der angegebenen Stunden in Naturalien. Alle acht Bauern LPG Typ I aus Wampen hielten bis 1975 durch und wurden dann mehr oder weniger gezwungen, in die LPG Fortschritt Neuenkirchen einzutreten. Dazu zählten unter anderem Bauer Abraham, Bauer Tech, Bauer Howe, Bauer Handt. 

Die Kollektivierung der Landwirtschaft wurde Wampener Bauern ab 1956 diktiert. Da die Bauern nur kleine Flächen bewirtschafteten (10 Hektar), waren sie schon immer auf gegenseitige Hilfe angewiesen. Das Getreide wurde zum Beispiel von jedem einzelnen Siedler in Kornmieten zusammengetragen. Um es mit dem Dreschsatz zu dreschen, brauchte man 13 bis 14 Arbeitskräfte. Gedroschen wurde wegen der Stromersparnis fast ausschließlich nachts. Vorsitzender  der LPG Typ I war Herrmann Howe. Die Einteilung der Arbeit und die Bewertung der Arbeit hatte Manfred Tech übernommen. Beide waren aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause zurückgekehrt.

 

"Die Anfänge der sozialistischen Entwicklung der  Landwirtschaft liegen in Wampen im Jahr 1956, als sich  die ersten betriebe der LPG Typ III "Vorwärts" in Neuenkirchen anschlossen. 1960 bildeten 17 weitere Wirtschaften eine LPG vom Typ I "Am Bodden" mit einer Nutzfläche von 142 ha." beschreibt Bruno Benthin 1968 in dem Buch Greifswald und seine Umgebung die Situation in Wampen. 

Als 1975 auch der letzte Bauer in die Neuenkirchener LPG „Fortschritt“ gezwungen wurde, war es für einige sehr bitter. Sie hatten in den Jahren zuvor sparsam und gut gewirtschaftet und sich teures und schwer zu erhaltenes landwirtschaftliches Gerät gekauft, wie zum Beispiel einen Kran, einen Mähdrescher, eine Kartoffellegemaschine und einen Düngerstreuer. Das wurde alles Gemeinschaftseigentum.

Alte Straßen und die Feldbahn

Die Straße von Neuenkirchen nach Wampen war bis Ende der 1950 in großen Teilen ein sandiger Landweg. In dem Waldabschnitt, wo der Weg zum Rosenthal abzweigt, hatte dieser Weg Kopfsteinpflaster. Erst 1959 wurde er in ganzer Länge zwischen den Dörfern Neuenkirchen und Wampen befestigt. 

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Kopfsteinpflaster gab es schon zuvor  außerdem in Wampen auf der Höhe des alten Feuerwehrgebäudes, ca. 300 m vor dem Gutshaus beginnend bis hin zum Gutshaus. Alle anderen Straßen waren lange Zeit unbefestigt. 

 

Für den Bau der Feldbahn auf eigene Kosten wurde am 10.10.1892 durch Pächter Asmus ein Antrag gestellt und die Arbeiten begannen. 1898 hob die Universität den Pachtvertrag mit Gutspächter Asmus über die Bahnanlage auf und kaufte diese selbst. 

Die Genehmigung, den Schienenstrang von Wampen zum Hafen über das Rosenthal zu verlegen, wurde am 10.07.1924 erteilt. (Die Akten dazu lesen sich verwirrend.)

Mit der Errichtung von Zuckerfabriken in Vorpommern  im 19. Jahrhundert, war es für die Gutsbesitzer lukrativ geworden, diese Feldfrucht anzubauen. Der Wampener Gutspächter Günther Harms (ab 1930) brachte die süßen Rüben nach Stralsund. Dazu benutzte er die Feldbahn bis zum Hafen in Greifswald, von dort weiter über den Schienenweg nach Stralsund.

Die Feldbahngleise verschwanden mit dem Straßenbau 1959. 

 

Aus Tagebuchaufzeichnungen alter Wampener Einwohner geht hervor, dass die Straße Am Riff 1973 auf den ersten 50 Metern eine Betonplattenbefestigung erhielt. In akribisch aufgelisteten Arbeitseinheiten wird beschrieben, wie mit eigenem Kran der Sand und Schotter vom Mischwerk in Friedrichshagen aufgeladen und hergebracht wurde. Sand und Schotter wurden auf den Wegen verteilt und später die Betonplatten daraufgelegt. 

Fließendes Wasser

 

Viele Jahre hatten die Wampener Bürger kein fließendes Wasser im Haus. Oft musste vom Brunnen per Handpumpe das Wasser in Eimern hochgepumpt werden. Eine sehr mühsame Situation vor allem für die Frauen, die zumeist für das Haus mit Kochen und Wäschewaschen verantwortlich waren. Und nicht jedes Haus hatte einen eigenen Brunnen. 1982 wurde eine Wasserleitung verlegt, alles unter Einsatz der Wampener Bauern.  Dafür wurden zuvor um das Dorf herum mehrere Brunnen gebohrt. Einer fördert bis heute Wasser. Er steht am Dorfeingang (aus Neuenkirchen kommend) rund 80 m vom ersten Haus auf der linken Seite. Damals schlossen sich nicht alle Grundstücke sofort an diese Wasserversorgung an. M. M. (Name bekannt)berichtet, dass beim Verlegen der Leitungsrohre in entsprechender Tiefe einmal vom Plan abgewichen und ein Umweg gemacht wurde. Bei den Baggerarbeiten war man mitten auf dem Acker südlich des Vorfluters unerwartet auf ein dickes sehr altes Fundament gestoßen. Um keine schlafenden Hunde zu wecken, wurde um diese Stelle herum die Wasserleitung verlegt und sonst geschwiegen. Wahrscheinlich ist, dass  es sich hierbei um Siedlungsreste des alten Dorfes Wampen handelt.

Feuerwehr

 

Das Gutshaus hatte einen Spritzenwagen, der von Pferden gezogen wurde. Eine Handpumpe setzte den Wasserstrahl in Bewegung. Nach 1945 wurde eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Sie spiegelte den Zusammenhalt der Bevölkerung wieder. Im Gutshaus traf man sich zu Versammlungen und Beratungen. Männer und Frauen gehörten zur Truppe. Walter Müns und Eberhard Michallak erinnern sich:

Die Wampener Wehr hatte unter anderem folgende Mitglieder: Hartmut Tech, Armin Tech, Eberhard Below, Ernst Krüger und Edeltraud Krüger, Manfred Muttschall und Renate Muttschall, Peter Wulf, Siegfried Pagels, Peter Wachholz, Ingolf Wachholz und Armin Drews. Die Wampener waren sehr stolz auf ihre Wehr und ihren Gemeinschaftssinn, schließlich fanden im Gutshaus unter dem Dach immer gesellige Zusammenkünfte statt. Von Weiterbildung bis zu gemeinsamen Festen hielt die Truppe zusammen.  Im Schneewinter 1978/79 versorgten diese Feuerwehrmänner und -frauen andere eingeschneite Einwohner mit Lebensmitteln. "Von Neuenkirchen ließ sich in Wampen keiner blicken", so die Erinnerung der Rettungshelfer

Auf Beschluss der Gemeinde sollte die Wampener Wehr aufgelöst werden (Wann?) und sich in die Neuenkirchener Feuerwehr integrieren. Dazu kam es nicht. Kein einziger Wampener Feuerwehrmann konnte sich vorstellen, mit der Neuenkirchener Wehr Brände zu löschen. „Nur über meine Leiche“, sagte ein sagte ein Mitglied der Wampener Wehr.

Gartensparten

 

Nach der Erinnerung älterer Wampener Bürger wurde Land für die Gartensparten Anfang 1980 Jahre vergeben. Es gab bis dahin in Wampen wenige junge Familien, dafür aber genug halb verwilderte Ecken. Um das Dorf etwas aufzuräumen und ein paar Familien für das stille Dorf zu interessieren, setzte man sich dafür ein, dass hier an unterschiedlichen Stellen Gärten angelegt wurden. Vier Sektionen entstanden und erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit. Auch nach dem Einigungsvertrag konnten sich die Gartenfreunde sicher fühlen, denn dieser Besitz erhielt einen besonderen Bestandsschutz im Bundeskleingartengesetz von 1993. Damit konnte der jetzige Eigentümer die Kleingärten nicht auflösen.

Go Kart

 

In Wampen wohnt mit G. G. (Name bekannt) ein alter Go-Kart Hase. In den 1980er Jahren feierte das Team um den ehemaligen Mitarbeiter des technischen Stützpunktes der LPG Neuenkirchen große Erfolge in DDR offenen Meisterschaften. 

Fahrerisches Geschick und eine glückliches Händchen beim Schrauben brachte in der Arbeitsgemeinschaft der Schule ein Team von 14 jungen Männern  um den technikbegeisterten Mann zusammen. Geübt wurde auf dem heutigen Gelände des Einkaufszentrums in Neuenkirchen. Dort rasten die kleinen Flitzer regelmäßig dienstags und sonnabends auf ausgefahrenen Sandpisten um die alten Baracken der LPG. Nicht ohne Erfolg. René Grauert errang in der Bezirksmeisterschaft in Bergen 1988 (150 ccm) den ersten Platz, zwei Jahre später in der Meisterschaften in Ceska Liepa Platz 6. Die weite Reise in die CSSR, Versorgung und Unterbringung der Sportler gelangen nur, weil ambitionierte freiwillige Helfer sich den Strapazen aussetzten. 1991 beteiligten sich die Sportler an Rennen in Cottbus, Lohsa und auf dem traditionellen Sachsenring. 1992 gab es die Kartsportgemeinschaft noch. Im Gützkower Blick vom 14.02.1992, dem Infoblatt des Kreises Greifswald, wurde der letzte Artikel veröffentlicht. Christian Heß (13 J.), Marko Jahnke (14 J.), Dirk Sperling (13 J.) und Jörn Anger-Coith (19 J.) sowie Christian Mahnert (18 J.) waren die letzten aktiven Kartfahrer.

Heute stehen die kleinen Wagen bei G. G. im Hof, gut gepflegt und jederzeit einsatzbereit. „Wir sind zuletzt auf der alten Landepiste der Agrarflieger in Klein-Karrendorf gefahren“, erinnert sich der Wampener. Eine Ecke seines Hauses zieren zahlreiche Auszeichnungen und Wimpel.

Gutshaus in jüngster Zeit

 

Das Gutshaus war über Jahrzehnte ein ganz wichtiges Gebäude im Dorf. Offenbar solide gebaut, überstand es zwei Weltkriege konnte es ohne große  Reparaturen bis zur Wende genutzt werden. Es war nach dem Krieg Wohnraum für viele Familien, Kindergarten, Schule, Konsum, Gemeindehaus mit Kinosaal. 

Nach der Wende stand es mehrere Jahre leer. Der Restitutionseigentümer Universität Greifswald wollte nicht verkaufen, lediglich verpachten. Inzwischen soll das Haus für einen Euro verkauft worden sein. Die Instandsetzung ist mühsam.

 

Das dem Haus angegliederte parkähnliche Grundstück wurde vor 1994 zerschnitten, an einer Seite entstanden nach der Wende neue Häuser. Damit verlor die Gutsanlage an Wert, zusätzlich war das Haus feucht, der Schwamm arbeitete sich durch das Gebälk. Der völlig verwilderte Park wurde kurz nach der Wende  mit Hilfe einer AB- Maßnahme gesäubert und die Büsche und Bäume einmal beschnitten. Damals war das Gelände in der Verwaltung der BVVG (Bodenverwertungs- und –verwaltungs GmbH) und konnte daher mit öffentlichen Mitteln instand gesetzt werden.

Viele Wampener hätten hier gern einen schönen Blickfang. Das bleibt bisher ein Wunsch.

Der gegenwärtige Eigner hat ein großes Erbe angetreten. Die Pflege des  Parkes wurde eingestellt. Dort befindet sich noch heute ein kleiner Hügel, obendrauf steht eine altersschwache Bank. Von diesem Platz hat man einen wunderbaren Blick über die Kooser See, zum Koos und bis weit über den Greifswalder Bodden. Immerhin befindet sich hier in unmittelbarer Nähe mit 11 Metern ü NN der höchste Punkt von Wampen. Das Dorf liegt damit höher als die Greifswalder Altstadt. Der Trigonometrische Punkt befindet sich auf dem Plattenweg Richtung Leist unmittelbar hinter dem Ortsschild.

Ein beliebter Wohnort

 

Nach dem Mauerfall setzte ein großer Bauboom ein. Viele neue Häuser entstanden. Die Straße Am Riff wurde auf der rechten Seite fast vollständig bebaut. Dort wo der Kälberstall seit 1936 nahe dem Gutshaus stand, siedelten nach dessen Abriss sieben neue Familien. Am Schusterweg wurde ebenso gebaut. In der Strandstraße schlossen sich die Baulücken und im Boddenblick entstanden links und rechts viele neue Häuser. 2015 zählte das Dorf 264 Einwohner. Es sind vor allem Pendler nach Greifswald und Stralsund, die hier leben. Vom ehemaligen Pächterbauerndorf oder Gutsdorf blieben nur einige Gebäude stehen, die die ursprüngliche bauliche Struktur des Ortes ahnen lassen. 

Die landwirtschaftlichen Flächen werden von einem Unternehmen in Neuenkirchen aus bewirtschaftet, andere Flächen wie am Kooser See sind derzeit an einen Agrarbetrieb aus Neuendorf bei Kemnitz verpachtet.

Eine Sturmflut im Winter 1994 trieb das Wasser bis knapp 30 m vor die ersten Häuser, es entstand jedoch kein großer Schaden. Das Wasser wurde durch den Vorfluter landeinwärts gedrückt. Ein bleibendes Naturspektakel.

Ende 1990 erfolgte der verbindliche Anschluss an das Klärwerk in Ladebow, versickern von Abwässern in der Landschaft war von nun an verboten. Jeder, der ein Haus hatte, musste sich per Umlage an den Erschließungskosten finanziell beteiligen. In diesem Zuge wurde der Ort auch mit einer ordentlichen Straßenbeleuchtung ausgestattet. Der Neubau der Straße von Neuenkirchen nach Wampen forderte die Bewohner 2008 heraus. Sie mussten zwei Jahre den Plattenweg über Leist nutzen.  2015 wurden die Straßen Boddenblick und Am Riff vollständig saniert. Auch daran werden die jeweiligen Anliegergrundstücke nach dem Umlageprinzip beteiligt. Für manch einen Häuslebauer ein finanzieller Kraftakt.

Mit der Landlust der Bevölkerung geht das Verständnis für die jüngere Geschichte des Ortes verloren. Das bedauern vor allem die nach 1945 hierher gekommenen Bürger. Insofern teilt Wampen ein Schicksal anderer Dörfer im Speckgürtel von Greifswald. Wer früh morgens aus dem Haus fährt und spät abends wieder daheim ist, dem bleibt kaum Zeit, sich über den eigenen Gartenzaun hinweg zu orientieren. 

Auf einigen Grundstücken gibt es inzwischen wieder das Federvieh mit dem krähenden Hahn, auch Schafe, Pferde und Kühe, selbst zwei Imker findet man hier. Das Interesse an den Tieren ist bei den Kindern sehr groß. 

Neue Formen der gemeinsamen Aktivität entwickeln sich: Osterdorfputz im Frühjahr, Vorglühen mit Lampionumzug Ende November sind zwei Beispiele. Neue stabile Sitzbänke wurden in Eigeninitiative gebaut und aufgestellt. 

Beliebt sind Spaziergänge zum nahen wilden Strand. Wampen ist ein Naherholungsgebiet, nicht nur für Greifswalder.

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